Freie Software
und Kapitalismus *
von Sabine Nuss und Michael Heinrich
(erschienen in: Streifzüge 1/2002, S.39-43)
Freie
Software als „Anomalie“
Die
Herausbildung weltweiter Verknüpfung von Computern und Computernetzen stellt
nicht nur selbst eine neue Kommunikationstechnologie dar, sondern bringt auch
sukzessive neue Informationsprodukte, Produktions- und Distributionsformen
hervor. Musik, Literatur, Software oder Filme gab es zwar schon vor dem
Internet, aber mittels der Digitalisierung können die „Netzinhalte“ (Text,
Klang, Bild, Algorithmen) als Bits ohne größeren Aufwand und verlustfrei (das
Original „leidet“ nicht) vervielfältigt und direkt an die computerisierten
Nutzer verbreitet werden. Ein Zwischenhändler oder ein Distributor, der
zugleich das Monopol auf die Verwertungsrechte der Inhalte hat, wird damit
obsolet. So kann ein Musiker sein neues Stück direkt ins Netz stellen, ein
Schriftsteller seinen Text, ein Programmierer seine Software. Weiterhin kann an
einem Informationsprodukt, wie beispielsweise Software, weltweit und dezentral
gearbeitet werden, vorausgesetzt die technische Infrastruktur und das Know-How
sind gegeben.
Dieses
Charakteristikum des Internet (Digitalisierung + weltweiter Transfer) stellt
die Frage nach den kapitalistischen Verwertungsmöglichkeiten von
Informationsprodukten neu. Zur Verwertung benötigt man nicht nur ein Produkt,
welches auf ein zahlungswilliges und zahlungsfähiges Bedürfnis stößt, sondern
auch die Gewißheit, dass dieses Produkt nirgendwo anders ohne großen Aufwand
quasi umsonst zu haben ist: Verwertung braucht Knappheit. Das Internet bietet
jedoch zumindest im gegenwärtigen Zustand einen „Überfluss“ an Daten, oder
besser: Die Abschliessung von Daten im Netz unter dem exklusiven Titel des
privaten Eigentums ist technisch noch nicht umfassend realisiert. So schwirren
und flirren von Rechner zu Rechner quer über Ländergrenzen hinweg
Informationsprodukte in Form von Bits und Bytes und tun so, als hätten sie mit
der Warenform nichts am Hut.
Während
Unternehmen versuchen, die traditionellen Intellectual Property Rights (IPR)
mittels technischer Sicherungsinstrumente (Kopierschutz) auch im Cyberland
durchzusetzen und damit eine Art virtueller Enclosures[1]
(Aneignung von Datenland) initiieren (vgl. dazu Nuss 2002), während zugleich
die Staaten Nutzer und Anbieter von frei zugänglichen digitalen Inhalten
illegalisieren, um auch das Cyberland der herrschenden Rechtsordnung zu
unterwerfen, entstehen andererseits Produkte und Produktionsformen, die sich
diesen Enclosures und der Verwertung zu entziehen meinen: Die Freie
Software.
Freie
Software ist Software, die sich von kommerzieller Software im wesentlichen
dadurch unterscheidet, dass ihr Quellcode[2]
bei Weitergabe des Programms mitgeliefert, einsehbar und veränderbar ist. Die
Nutzung Freier Software ist kostenlos (das heißt nicht, dass ihre Träger, wie
z.B. CD-ROM, kostenlos sind). Die Produktion Freier Software erfolgt im
wesentlichen dezentral (via Internet, örtlich ungebunden) von unterschiedlich
organisierten Entwicklerteams und zumeist ohne finanzielle Entlohnung. Die
Entwickler befinden sich mit dieser Tätigkeit (in der Regel) in keinen eigens
dafür zweckbestimmten Lohnarbeitszusammenhängen, sondern programmieren in der
Freizeit, während der regulären Arbeitszeit oder nach Feierabend; und bei
Studenten im Rahmen oder während des Studiums. Der Zweck der Programmierarbeit
ist nicht der Tauschwert, sondern der Gebrauchswert: Es wird gearbeitet, um ein
Produkt herzustellen, nicht um zu tauschen. Das Produkt, die Freie Software,
wird ins Netz gestellt; zum einen kann so jeder Programmierer weltweit an der
Entwicklung mitarbeiten, zum anderen können Anwender sich so ebenfalls weltweit
das Produkt auf ihre Festplatte laden - ohne dafür zu bezahlen.
Privateigentum
an Freier Software gibt es nicht. Das bekannteste rechtliche Instrumentarium,
welches Freie Software vor einer Reprivatisierung schützen soll, ist die GNU
General Public License (GPL) - auch „Copyleft“ genannt.[3]
Neben GPL entstanden und entstehen allerdings zahlreiche Lizenzen, die die
strikten Regelungen der GPL aufweichen (vgl. ausführlich zu Freier Software:
Grassmuck 2000). Zu den bekanntesten Freien Software Programmen zählen u.a. das
Betriebssystem Gnu/Linux, der Internet-Server Apache, der Compiler Gcc, die
Programmiersprache Perl, das Desktop KDE, das Bildbearbeitungsprogramm Gimp.
Auf neue
technische Entwicklungen folgen theoretische Reflexionen, die das Neue
einordnen und interpretieren. Bei der Freien Software sind die reflektierenden
Wissenschaftler, Politiker, Künstler, Journalisten, Techniker usw. mit einer
„Anomalie“ konfrontiert, wie sie - in ganz anderen Zusammenhängen - von dem
Wissenschaftshistoriker Thomas Kuhn (1962) beschrieben wurde. Kuhn betonte, dass
die wissenschaftliche Entwicklung nicht einfach in einer Abfolge bestätigter
oder falsifizierter Theorien besteht, sondern dass der Theoriebildung
„Paradigmen“ zugrunde liegen, Muster, nach denen Theorien überhaupt gebildet
werden und in denen sich eine bestimmte Weltsicht niederschlägt. Paradigmen
können durch empirische Ergebnisse nicht ohne weiteres widerlegt werden, da sie
die Verarbeitung dieser Ergebnisse ganz wesentlich organisieren. Eine
„Anomalie“ ist ein Phänomen, das sich der üblichen Verarbeitung entzieht, es
passt nicht so richtig in das herrschende Paradigma hinein. Kuhn beschreibt
verschiedene Arten, wie die wissenschaftliche Community auf solche Anomalien
reagieren kann. Die Anomalie kann von vorneherein ignoriert werden (mitunter
auch, weil sie gar nicht als Anomalie wahrgenommen wird). Wird sie
wahrgenommen, dann wird normalerweise versucht, sie mit Hilfe zusätzlicher
Annahmen doch irgendwie in das herrschende Paradigma zu integrieren. Wenn dies
mißlingt, wird sie meistens als „ungelöstes Problem“ zur Seite gelegt, in der
Hoffnung, dass künftige Forscher das Problem lösen werden. Ein besonderer Fall
liegt jedoch vor, wenn diese Anomalie in ein neues Paradigma paßt, das mit dem
herrschenden Paradigma konkurriert. Dann wird die Anomalie von den Anhängern
des neuen Paradigmas begierig als „Bestätigung“ aufgegriffen.
Zu den
paradigmatischen Grundlagen der bürgerlichen Ökonomie gehört die Auffassung,
dass nur Privateigentum für die Einzelnen eine ausreichende Anreizfunktion habe
und daher auch nur Privateigentum zu (wirtschaftlicher) Effizienz führen könne.
Dieser Gedanke hat eine lange Tradition. Schon Aristoteles machte ihn gegen die
Staatsutopie Platons (die für die herrschende Klasse eine auf Gemeineigentum
beruhende Gemeinschaft vorsah) geltend. Mit John Locke (1632-1704) - der
zentralen Gestalt der frühen bürgerlichen Sozialphilosophie - erfährt dieser
Gedanke dann die für die bürgerliche Ökonomie entscheidende Zuspitzung. Locke
betrachtete die „eigene Arbeit“ (zu der er immer schon - auch im „Naturzustand“
- die Arbeit des eigenen Knechtes rechnete) als Grundlage des Eigentums: was
ich mit eigener Arbeit „vermischen“ kann, wird zu meinem Eigentum.
Gemeineigentum ist automatisch unproduktiv, denn wenn es wirklich
Gemeineigentum bleiben soll, darf es niemand bearbeiten. Privateigentum, Arbeit
und Produktivität wird damit sowohl funktional (produktive Arbeit ist nur
möglich auf der Grundlage von Privateigentumsverhältnissen) wie auch normativ
(Arbeit legitimiert Eigentum) zusammengeschlossen. Im 20. Jahrhundert wurde
dieser Gedanke von Douglass North, der nicht zuletzt dafür den Nobelpreis für
Wirtschaftswissenschaften erhielt, „modernisiert“ ausformuliert. Die Kernthese
von North lautet: je gesicherter die (privaten) Eigentumsrechte, desto größer
der Anreiz, desto effizienter die Wirtschaftsleistung und damit versuchte er
den Verlauf der Wirtschaftsgeschichte von der Jungsteinzeit bis zur Gegenwart
zu erklären.
Die Freie
Software steht jedoch quer zu diesen Auffassungen: nicht nur verzichten ihre
Entwickler auf ihre Eigentumsrechte (ein solcher Verzicht ist auch in anderen
Bereichen, etwa bei ehrenamtlichen Tätigkeiten nicht unbekannt), dieser
Verzicht auf die Eigentumsrechte ist hier jedoch die Vorbedingung einer
weltweiten Kooperation, durch die das Produkt überhaupt hervorgebracht und
verbessert wird. Ohne Privateigentum existieren hier sowohl Arbeitsanreiz als
auch Effizienz. Freie Software bricht den normativen wie auch den funktionalen
Zusammenhang von Arbeit, Eigentum und Effizienz auf. Insofern ist Freie
Software eine „Anomalie“ für das Privateigentumsparadigma der bürgerlichen
Ökonomie.
„Keimform-Theoretiker“
Von der
herrschenden, bürgerlichen Ökonomie wird die Anomalie „Freie Software“ schlicht
ignoriert. Kritiker des herrschenden Paradigmas haben sich dagegen ausführlich
mit Freier Software beschäftigt. Wir wollen uns im folgenden mit den
„Keimform-Theoretikern“, beschäftigen, die meinen in der „Anomalie“ Freie
Software einen subversiven Gehalt zu entdecken: Die Freie Software wird als
„Chance“ gesehen, den Kapitalismus zu überwinden. Freie Software fungiert in
diesem Verständnis als „Keimform“ einer künftigen nicht-kapitalistischen
Gesellschaft.
Dass Freie
Software Arbeitsanreize schafft und effizient ist, wird von den „Keimform-Theoretikern“
mit ihren spezifischen Produktionsbedingungen erklärt: Die Art und Weise, wie
Freie Software entwickelt wird, sei eine im Gegensatz zur kapitalistisch
organisierten Lohnarbeit nicht entfremdete Arbeit. Die Abwesenheit von Zwang
(Verwertungszwang, Konkurrenzdruck, usw.) führe zu individueller
Selbstentfaltung: Spass und Lust an der Tätigkeit und das Interesse an der
Nützlichkeit des Produkts (nicht am Tauschwert) seien der treibende Motor und
die Motivation der (in der Regel unbezahlten) Programmierung von Freier
Software. „Nur in freien Projekten, in denen sich Einzelne nicht wie in
Kommerzprojekten nur auf Kosten anderer durchsetzen können, sondern nur in
Kooperation mit ihnen, steht das eigene Interesse nicht im Widerspruch zu den
Interessen anderer. Diese Form der eigenen Entfaltung in einer kooperativen
Form meine ich mit dem Begriff der Selbstentfaltung.“ (Meretz 2000: 9).
Die Möglichkeit der Selbstentfaltung in einem anspruchsvollen Tätigkeitsbereich
schafft einerseits den Arbeitsanreiz, andererseits soll gerade diese vom
Konkurrenzdruck freie Selbstentfaltung neue Produktivitätspotentiale
freisetzen, die für die Effizienz freier Software verantwortlich ist und die
von kapitalistischen Unternehmen nicht im selben Maße erreicht werden könne. Dies
- zusammengenommen mit der neuen Technologie, also der einfachen
Reproduzierbarkeit und Verbreitung von Wissen - stelle den Kapitalismus
grundsätzlich in Frage: „Ist diese Technik an sich schon revolutionär genug,
... so hat die digitale Kopie in Verbindung mit Freier Software und deren
Selbstentfaltung erst wirklich systemsprengendes Potential“ (Merten 2001).
Dieses
systemsprengende Potential wird vor allem in einer weiteren Eigenschaft Freier
Software gesehen: Freie Software befinde sich außerhalb der „Verwertungs-Maschine“
des Kapitalismus: Zwar sei das Kapital auch daran interessiert, mit Freier
Software Geld zu verdienen und tut es auch, stosse dabei jedoch an Grenzen:
„Sie [die GNU General Public License, die Verf.] stellt sicher, daß Software
dauerhaft frei bleibt oder ökonomisch formuliert: Sie entzieht Software
dauerhaft der Verwertung“. (Meretz 2001). In diesem Zusammenhang wird auch auf
den „Community-Geist“ der Freien Software-Bewegung verwiesen, der eine
Verwertung Freier Software zusätzlich erschwere. So habe die Firma Corel eine
GNU/Linux-Distribution vermarkten wollen, ohne jedoch den Quellcode
offenzulegen und sei damit gescheitert: „Sehr schnell haben sie (Corel, die
Verf.) eingesehen, daß sie sich besser nicht mit der Freien-Software-Bewegung
anlegen, die bei Bekanntwerden dieser Fakten empört aufgeschrien hat.“ (Merten
2001).
Die Rede
von der „Keimform“ impliziert, dass sich aus der Freien Software etwas
entwickelt: „Die Freie Software da herausgeholt zu haben [aus dem
Verwertungszusammenhang, die Verf.], war eine historische Tat. Jetzt geht es
darum, sie draußen zu behalten, und nach und nach weitere Bereiche der
kybernetischen Maschine abzutrotzen“ (Meretz 2001). Anscheinend soll Freie
Software so eine Art nicht-kapitalistischer Brückenkopf innerhalb des
kapitalistischen Terrains sein, von dem ausgehend dann immer neue Gebiete
erobert, d.h. der Verwertung entzogen werden, bis für das Kapital schließlich
nichts mehr übrig bleibt. Das Ergebnis dieses Prozesses wäre eine neue
Gesellschaft, die „GPL-Gesellschaft“ (Merten in Anlehnung an die General Public
License): „Die Freie Software mit ihren Prinzipien jenseits der Verwertung, die
das Wort von der Informationsgesellschaft auf den Begriff bringt, scheint die
lange gesuchte Keimform zu sein, die eine Vergesellschaftung auf dem Stand der
Produktivkraftentwicklung aber jenseits der Tausch- und Arbeitsgesellschaft
erstmals aufscheinen läßt“ (Merten 2001).
Zwar sei
heute nicht klar, wie so eine „GPL-Gesellschaft“ genau aussehen würde, es könne
allerdings auf Basis der gemachten Erfahrungen mit Freier Software erörtert
werden, auf welchen Grundlagen eine solche Gesellschaft beruhen müsste. Diese
seien charakterisiert von frei zur Verfügung stehenden Gütern und Wissen. Es
wird genommen, was gebraucht wird und nicht gegen Geld getauscht. Die
Produktionsmittel müssten „Selbstentfaltung auf breiter Basis“ ermöglichen, es
müsse Spass machen, an diesen Produktionsmitteln tätig zu sein. Es gäbe keine
Arbeit mehr im herkömmlichen Sinne, es würde nicht mehr für einen Markt
produziert werden, sondern aus „konkreten, menschenbezogenen Gründen“ (vgl.
Merten 2001). Kurz: Es gäbe kein Geld, keine Ware, keine (Lohn)Arbeit, kein
Tausch und die wichtigste Produktivkraft der Menschheit wäre die menschliche
Selbstentfaltung.
Wie sich
aus der Freien Software als Keimform die „GPL-Gesellschaft“ entwickelt, bleibt
uneindeutig. „Keine neue Gesellschaft löst die alte ohne Widerstand ab.
Zunächst entwickeln sich Keime des Neuem in den Nischen des Alten. Schließlich
wird das Neue so mächtig, dass die Verwalter des Alten Konzessionen machen
müssen und das Neue gleichzeitig bekämpfen und verhindern wollen. Das Neue wird
sich dann durchsetzen, wenn es effektiv besser ist als das Alte. Dabei ist es
klüger, nicht auf dem ureigenen Terrain des Alten zu kämpfen, sondern die
Spielregeln zu ändern und sich auf neuem Terrain zu behaupten.“ (Meretz 2000).
Einerseits klingt hier ein gewisser technischer Determinismus an, andererseits
ist aber auch von Kämpfen die Rede. Faszinierend für die „Keimform-Theoretiker“
scheint der Gedanke zu sein, dass man eine grundlegende gesellschaftliche
Veränderung erreichen kann, nicht in dem man den Kampf mit dem Alten direkt
aufnimmt, sondern indem man das Neue bereits praktiziert. Dabei hat man dann
vielleicht mit einigen Widerständen zu tun, das Terrain des Neuen, so die
Überzeugung wird sich aber allein schon deshalb ausdehnen, weil es „effektiv
besser“ als das Alte ist - ein Gedanke, bei dem unterstellt ist, das altes und
neues immerhin so nah sind, dass sie die Maßstäbe (wie zum Beispiel für
Effektivität) noch teilen!
Entgegnungen
Freie
Software wird zum Hoffnungsträger für eine irgendwie „bessere“ Welt. Wie kommt
es, dass der Freien Software eine solch wichtige Vorreiterrolle zuerkannt wird?
Erst mal ist Freie Software nichts als ein Produkt mit spezifischen
Anwendungsprofilen zur Ausführung und Regulation von Arbeitsprozessen (oder
Spielen). Freie Software ist als fertiges Produkt, in seinen technischen
Eigenschaften von proprietärer Software in nichts zu unterscheiden. Ob sie
tatsächlich in einigen Hinsicht besser funktioniert als proprietäre, ist
umstritten (kritisch zu den Vorteilen von Linux: Winzerling 2002). Was als
entscheidender Vorteil herausgestellt wird, dass es mir als Benutzer möglich ist,
die Software zu verändern (weil der Quellcode aufgrund der GPL offen und nicht
wie bei proprietärer Software geschützt ist), hat jedoch nur für die kleine
Minderheit von Nutzern Bedeutung, die sowohl über die technischen Fähigkeiten
als auch über die Zeit für solche Eingriffe verfügen. Die Masse der Nutzer geht
mit Freier Software auch nicht anders um als mit proprietärer.
Entzieht
sich Freie Software der Verwertung?
Dass sich
Freie Software der Verwertung entziehen würde, ist ein oft gehörtes Argument bei
jenen, die der Freien Software systemsprengendes Potential beimessen: Die
Tatsache, dass die GPL den privaten Eigentumsanspruch verhindert, so das
Argument, führe zu einem „Überfluß“ an Freier Software, sie ist jedermann frei
zugänglich und verunmögliche daher die künstliche Verknappung als Voraussetzung
für kapitalistische Verwertung - etwas, was alle kostenlos haben können, ist
natürlich schwer verkäuflich. In dieser Wahrnehmung wird offensichtlich
„Verkauf“ mit „Verwertung“ gleichgesetzt. Nun ist aber mit den Schwierigkeiten
beim Verkauf nur eine Seite des Verwertungszusammenhangs „verwundet“ und zwar
jene, die in der Zirkulation stattfindet. In der Produktionssphäre kann Freie
Software aber ohne weiteres eingesetzt und zum Bestandteil des kapitalistischen
Verwertungsprozesses werden. Dies ist in zweifacher Hinsicht möglich. Zum einen
kann Freie Software als kostenloses Produktionsmittel genutzt werden, was im
Vergleich zur Verwendung proprietärer Software, die bezahlt werden muß, die
Profitrate erhöht. Zum anderen kann Freie Software aus dem Netz gezogen und
unter Zusatz von zusätzlicher Arbeit, wie Support oder der Erstellung von
Handbüchern, verkauft werden. Verwertet hat sich dann das vorgeschossene
Kapital für die Arbeitskraft und die Produktionsmittel für Handbücher oder/und
CD-ROMs. Die Freie Software hat sich zwar nicht verwertet, weil kein Kapital
dafür aufgewendet wurde, sie bildete in diesem Fall aber die Grundlage dafür,
dass ein Verwertungsprozeß überhaupt in Gang kam. Freie Software wird bereits
auf beide Weisen seit längerem verwendet, Tendenz steigend.[4]
Warum gerade Computerproduzenten verstärktes Interesse an Freier Software,
insbesondere an Linux haben, macht Werner Winzerling (2002) deutlich: da
Microsoft ein Quasi-Monopol für PC-Betriebssysteme besitzt, sei Linux ein
willkommenes Gegengewicht, denn auch die Hardware Produzenten können durch
einen Softwaremonopolisten geschädigt werden. In diesem Fall wäre das Interesse
an Linux weder in seinen besseren Produkteigenschaften noch in seinem „freien“
Charakter begründet, sondern schlicht und einfach darin, dass es überhaupt eine
Alternative zu Windows darstellt.
Freie
Software kann als kostenloser Rohstoff angeeignet werden, wie Luft oder Sonne -
mit dem einzigen Unterschied, dass menschliche Arbeitskraft darin steckt. Somit
kann man folgern: Die völlig kostenlose Aneignung fremder Arbeit (nicht einmal
Lohn ist zu zahlen) dient als Mittel für einen ganz normal kapitalistischen
Verwertungsvorgang. Hier dreht sich der positive Bezug auf Freie Software
gewissermaßen um: Die unbezahlte Aneignung von fremder Arbeit wird von der GPL
legitimiert („allen frei zugänglich“). Der „Überfluss“ an Freier Software
stellt für die Kapitalverwertung überhaupt kein Problem da. Dass sich Freie
Software der Kapitalverwertung prinzipiell entziehen würde, ist eine Illusion.
Keimform
Wenn wir
die Debatten zur „Keimform“, wie sie vor allem im Umkreis von www.oekonux.de
geführt werden, richtig verstanden haben, ist mit „Keimform“ ein neues Prinzip
gemeint, das zum einen mit dem bestehenden System prinzipiell unverträglich ist
und das zum anderen zum Ausgangspunkt einer Unterminierung und schließlich
einer Überwindung des alten Systems werden kann. Dass Freie Software zwar
einerseits eine „Anomalie“ für das Privateigentumsparadigma darstellt, dass sie
aber mit dem alten System - der Kapitalverwertung - keineswegs unverträglich
ist, haben wir oben zu zeigen versucht. Wie steht es aber nun mit der
Ausbreitung der „Anomalie“? Als Ansatz dafür, wie man der „kybernetischen
Maschine“ weitere Bereiche „abtrotzen“ könne, wird auf freie Projekte im
Internet verwiesen, wie z.B. freie Literatur, freie Musik, eine freie
Enzyklopädie, usw. Interessant wird es dann aber beim Hinweis auf „Freie
materielle Güter“, dort gäbe es auch schon Projekte, die versuchen, die
Prinzipien Freier Software auf die Produktion materieller Güter umzusetzen:
„Zunächst scheint dies eine unüberwindliche Hürde, da materielle Güter nicht
den Bedingungen der digitalen Kopie unterliegen.“ (Merten a.a.O.) Dennoch seien
einige interessante Entwicklungen zu beobachten. Als Beispiel wird Oscar, die
Entwicklung eines Autos, oder die Entwicklung von Entwurfsplänen für
elektronische Schaltungen genannt. In diesem Zusammenhang wird dann aber wieder
darauf verwiesen, dass zur Realisierung dieser Ideen kommerzielle Firmen den
Vorteil hätten, Entwicklungskosten zu sparen: „So gibt es inzwischen mehrere
Projekte, die sich mit dem Design materieller Güter befassen. Sie entwerfen
dabei ein Gut, das dann von kommerziellen Firmen hergestellt werden kann. Der
Vorteil für eine Herstellerfirma liegt darin, daß sie die Kosten für eine
Produktentwicklung nicht selbst aufbringen muß.“ (Merten 2001). Zum einen wirkt
es befremdlich, dass ein Autor, der ansonsten den systemsprengenden Charakter
Freier Software betont, nun die Kostenersparnis eines kapitalistischen
Unternehmens als „Vorteil“ der Freien Software anpreist. Zum anderen erscheint
uns die von Merten als nur „zunächst“ unüberwindlich bezeichnete Hürde vielmehr
konstant unüberwindlich zu sein.
Dass Freie
Software auf (relativ) breiter Basis produziert werden kann, hat zur
Voraussetzung, dass ihre Produktionsmittel - PC und Netzzugang - in den
entwickelten kapitalistischen Ländern billig zu haben sind (für die Mehrheit
der Menschen, vor allem in den Ländern der „Dritten Welt“ sieht dies erheblich
anders aus). Dass die Produktionsmittel für Freie Software so billig sind,
liegt letzten Endes daran, dass es sich hier um „Informationsprodukte“ handelt:
das eigentliche Produkt ist die Information (das Programm, oder auch der Plan
eines Autos), materiell ist lediglich der Träger der Information. Die
Bearbeitung, Speicherung und das Kopieren von Information sind aber relativ
einfach, mit wenig Material- und Arbeitsaufwand durchführbar und dadurch billig
geworden. Ganz anders sieht es aber bei materiellen Produkten aus. Ein Auto zu
bauen erfordert erheblich „mehr“ Aufwand an Produktionsmitteln (und damit auch
an Kosten), als ein Software-Tool zu programmieren: ein PC steht auf vielen
Schreibtischen, eine Montagehalle mitsamt den entsprechenden Maschinen kann
sich nur eine Autofirma leisten. Insofern findet die „Keimform“ an der Welt der
kostenaufwendigen und arbeitsintensiven materiellen Produkte ihre Schranke. Von
einer Unterminierung kapitalistischer Verhältnisse ist auch in dieser Hinsicht
nichts zu sehen.
Selbstentfaltung
Als
Besonderheit der Produktion Freier Software wird schließlich noch geltend
gemacht, dass hier Menschen kooperieren, deren Tätigkeit durch
„Selbstentfaltung“ charakterisiert sei: es ist nicht die Orientierung am
Tauschwert der Produkte oder am Lohn, sondern das inhaltliche Interesse am
produzierten Gebrauchswert und der Spaß an der Kooperation mit anderen, welche
die einzelnen motivieren, ihre Zeit in die Produktion Freier Software zu
stecken.
In der Tat
ist es beeindruckend, wie es dabei gelingt, dass Menschen weltweit
zusammenarbeiten und komplexe Produkte hervorbringen, nicht nur ohne die
Motivation des Tauschwerts, sondern auch unter weitgehendem Verzicht auf eine
hierarchische Leitungsstruktur. Einer grundsätzlichen Alternative zum
Kapitalismus, einer Gesellschaft also, die ohne Geld, Tausch und staatlichen
Zwangscharakter der Reproduktion auskommt, einer Gesellschaft, die man als
„kommunistisch“ bezeichnen kann (und die mit den in Osteuropa untergegangenen
„kommunistischen Staaten“ offensichtlich nichts gemein hat), wird gerne
vorgeworfen, sie könne es nicht geben, denn „der Mensch“ sei eben gar nicht so:
ohne äußeren Druck einerseits und materiellen Anreiz andererseits laufe gar
nichts und das Ganze müsse außerdem noch durch fähige Leitungspersonen an der
Spitze gesteuert werden. Dazu stellt die Produktion freier Software tatsächlich
ein Gegenbeispiel dar. Sie macht deutlich, dass selbst unter den Bedingungen
des Kapitalismus eine andere Form der Produktion möglich ist - und zwar nicht
nur in dem beschränkten Rahmen eines kleinen Projektes, das überschaubar ist
und bei dem sich alle kennen, sondern innerhalb eines weltweiten Verbundes.
Insofern ist die Produktion Freier Software ein wichtiges Beispiel für die
Möglichkeit anderer Kooperationsformen - aber auch nicht mehr. Weder kann sich
dieses Beispiel dem kapitalistischen Zugriff entziehen, noch stellt es eine
„Keimform“ dar.
Auch
dieses Beispiel ist in den kapitalistischen Kontext integriert. Dies gilt nicht
nur für ihre Produkte, die keineswegs jenseits des kapitalistischen
Verwertungszusammenhangs stehen, dies gilt auch für die auf „Selbstentfaltung“
beruhenden Produktionsbedingungen. Dass Menschen im Kapitalismus in dieser
Weise kooperieren können, hat zur Voraussetzung, dass einerseits ihr
Lebensunterhalt gesichert ist (entweder indem sie Lohnarbeit leisten oder z.B.
als Studenten staatlich alimentiert werden) und dass ihnen die Sicherung ihres
Lebensunterhaltes andererseits genügend Zeit läßt, sich mit Freier Software zu
beschäftigen. Betrachtet man die kapitalistischen Verhältnisse weltweit, dann
gehören diejenigen, die Freie Software entwickeln, zu einer kleinen,
privilegierten Gruppe, innerhalb der entwickelten kapitalistischen Länder.
Diese Privilegierung läßt sich unter kapitalistischen Bedingungen wohl kaum
verallgemeinern. Aber auch für diejenigen, die diese Privilegierung heute
genießen können, besteht immer die Gefahr, dass sich ihre Situation aufgrund
von Krisenprozessen ändert: dass sie arbeitslos werden oder die
Arbeitsintensität steigt, dass Ausbildungsförderung gestrichen oder der Druck
in den Ausbildungsinstitutionen erhöht wird. Insofern liegen auch die
ProduzentInnen Freier Software lediglich an der (im Moment etwas längeren)
Leine des Kapitals.
Aber
selbst die angesprochene „Selbstentfaltung“ entzieht sich nicht gänzlich der
Verwertung. „Selbstentfaltung“ ist eine Produktivkraft, die auch das Kapital
seit einiger Zeit für sich entdeckt. So hat Norbert Bensel, verantwortlich für
Human Resources der DaimlerChrysler Services AG, jüngst bei einem Vortrag auf
der Konferenz „Gut zu Wissen“ der Heinrich-Böll-Siftung neue Arbeitskonzepte
vorgestellt, die in ihrem nicht nur sprachlichen Habitus sehr den
Selbstentfaltungsaspekten, die der Freien Software zugeschrieben werden,
ähneln. Er verwies auf das Modell OpenSource als Vorbild und beschrieb das neue
Arbeitsmodell mit folgenden Stichworten: „Spass haben“ (statt Geld verdienen,
als Motivation...), „Freiwillige motivieren“, „Anerkennung für cool code“,
„Kunden zu Mitarbeitern machen“, „Bedürfnis der Mitarbeiter nach Entfaltung“
usw. Im Abstract zu seinem Vortrag heißt es unter anderem: „....Gängige
Strukturmodelle mit einer festen Befehlshierarchien von oben nach unten
spiegeln die betriebliche Realität nicht mehr wieder.....“ (Bensel 2001).
Auch den
Anhängern der „Keimform-Theorie“ ist dieser Sachverhalt bekannt. So schreibt
Stefan Meretz: „...die Sachwalter des Kapitals als Exekutoren der
Wertverwertungsmaschine haben erkannt, dass der Mensch selbst die letzte
Ressource ist, die noch qualitativ unentfaltete Potenzen der Produktivkraftentwicklung
birgt. In seiner maßlosen Tendenz, alles dem Verwertungsmechanismus
einzuverleiben, versucht das Kapital auch diese letzte Ressource auszuschöpfen“
(Meretz 2000). Allerdings stoße das Kapital dabei an Grenzen: eine wirklich
freie Selbstentfaltung sei nicht möglich, da in einem kapitalistischen
Unternehmen letzten Endes doch die Verwertungsaspekte und die Konkurrenz der
Mitarbeiter untereinander dominieren würden. Daher sei es dem Kapital gar nicht
möglich, die in der Selbstentfaltung steckende Produktivkraft wirklich
auszuschöpfen.
Wie die
Idee der Freien Software, bzw. die damit zusammenhängende „Selbstentfaltung“
von der real existierenden Welt vereinnahmt wird, ist aber unserer Ansicht nach
nicht wegzuwischen mit dem Argument, dass Diskussionen über die Kompatibilität
von Freier Software und Kapitalismus an der Sache vorbeigingen und dass man
vorwiegend darüber reden müsse, wie überhaupt „die Arbeit beschaffen sein muß,
damit sich in ihr der Mensch als Subjekt voll entfalten kann“ (Meretz 2000).
Dies ist eine Form von Utopismus: Es wird unter Absehung der realen
Entwicklungen ein Gegenbild entworfen, ein nettes Märchen erzählt, darüber wie
es aussehen würde, wenn das Rotkäppchen nicht zum Wolfe rennen würde. Derweil
aber ist der Wolf gerade dabei, das Rotkäppchen zu fressen.
Unsere
Gegenthese lautet: Es gibt keinen unüberwindlichen Gegensatz zwischen
Kapitalismus und Freier Software. Im Gegenteil: Die Digitalisierung wie auch
die Entstehungsbedingungen Freier Software scheinen eher einer Modernisierung
Vorschub zu leisten, bzw. sind selbst Antrieb der Modernisierung der
gegenwärtigen Produktionsweise, die sich in flexibleren, dezentralisierten,
globalisierten und atomisierten Arbeits- und Produktionsbedingungen
niederschlägt, die der einzelnen Arbeitskraft mehr Verantwortung für das
Produkt überträgt: „Ein global erfolgreiches Unternehmen, das sich
ausschließlich auf den Grundlagen einheimischer Werte aufbaut, verschließt sich
einem Reichtum an Talenten, Ideen und unterschiedlichen Sichtweisen. 'Managing
Diversity' wird damit zur zweiten großen Herausforderung an die Führung eines
Unternehmens“ (Bensel 2001).
Tatsächlich
zu beobachten ist ein Wandel der Eigentumsverhältnisse. Mittels der
Digitalisierung und der Computerisierung der Individuen befinden sich einige
der entscheidenden Produktionsmittel nicht mehr ausschließlich im
Privateigentum der Unternehmen, sondern auch im Privateigentum der
Arbeitskräfte. Dies führt aber nicht zur Aufhebung des Kapitalismus, sondern zu
einer tendenziell anderen Qualität des Kapitalismus: Es ist nicht mehr allein
das Produkt, das gekauft oder verkauft wird und dessen inkarniertes Wissen
geheim gehalten werden muss, sondern es ist der ganze Mensch, den das
Unternehmen benötigt. Das Wissen, in digitalisierter Form, kann zunehmend
schwerer eingegrenzt, bzw. künstlich verknappt werden, als Rohstoff kann es
frei zugänglich bleiben: „Die Bedeutung des Mitarbeiters, der 'Human
Ressources', hat sich für Unternehmen entscheidend gewandelt: Information und
Wissen sind der Motor der modernen Dienstleistungsgesellschaft. Dabei ist
jedoch der effiziente Zugriff auf Information letztlich nicht der entscheidende
Wettbewerbsfaktor. Es sind die Menschen, die Mitarbeiter, die mit ihrem Wissen
aus der Information neues Wissen erzeugen“ (ebd.). Die Unternehmen reagieren
auf diese Entwicklung entsprechend: „Generell ist ein Trend weg vom geregelten
Arbeitstag mit Anwesenheitspflicht hin zur Vertrauensarbeitzeit zu verzeichnen.
Entsprechend halten Arbeitszeitkonten, Langzeit- und Lebensarbeitszeitmodelle
Einzug in Unternehmen. Die Leistung des Einzelnen wird zunehmend nicht mehr an
der Anwesenheitszeit im Unternehmen, sondern an den erreichten Zielen und der
Qualität der Ergebnisse gemessen. Das Angebot von Telearbeitsplätzen oder die Vereinbarung
von Teilzeitverträgen sind heute in vielen Unternehmen schon Realität.“ (ebd.)
Die
Unternehmen sind also schon längst dabei, die Potentiale der „Selbstentfaltung“
auszunutzen. Wenn es dabei Grenzen gibt, könnte dies Freie Software zusätzlich
attraktiv machen: vielleicht dauert es nicht mehr lange bis Unternehmen die
Produktion Freier Software durch Stipendien oder ähnliches fördern: ganz
selbstbestimmt könnte dann Freie Software produziert werden, was lediglich den
bisherigen Software-Monopolisten wie etwa Microsoft weh tun würde, der
Unternehmenssektor als Ganzer könnte aber gerade von der GPL profitieren. Die
Mehrzahl derjenigen, die Freie Software entwickeln, dürfte damit kein Problem
haben: es ist ja nicht nur so, dass ihre Arbeitsmotivation aus dem Interesse am
Produkt stammt, bei vielen Mitgliedern der Freien-Software-Gemeinde beschränkt
sich das politische Interesse auch auf die möglichst ungestörte Produktion, mit
der Kompatibilität von Freier Software und Kapitalismus haben sie kein Problem.
Vor diesem
Hintergrund hat dann auch die GPL nichts Revolutionäres mehr und der Satz von
Stefan Meretz: „Linux als Entwicklungsmodell nimmt einiges der neuen
Gesellschaft vorweg“ könnte, überspitzt formuliert, dann auch anders gelesen
werden: Die „neue Gesellschaft“ ist der modernisierte Kapitalismus.
Literatur
Bensel,
Norbert: Arbeitszeit, Weiterbildung, Lebenszeit - neue Konzepte, in: Plenarbeiträge
vom Kongress „Gut zu Wissen“, Links zur Wissensgesellschaft, 4. - 6. Mai 2001,
Berlin, S.10ff.
Grassmuck,
Volker: Freie Software, Geschichten, Dynamiken und gesellschaftliche Bezüge.
September, 2000, http://mikro.org/Events/OS/text/freie-sw.pdf
Kuhn,
Thomas (1962): Die Struktur wissenschaftlicher Revolutionen, Frankfurt/M
1973
Meretz,
Stefan (2000): LINUX & CO. Freie Software - Ideen für eine andere
Gesellschaft. Quelle:
http://www.kritische-informatik.de/index.htm?fsrevo.htm
Meretz,
Stefan (2001): GNU/Linux ist nichts wert - und das ist gut so!,
http://www.oekonux.de/texte/wertlos/index.html
Merten,
Stefan (2001): Freie Software für eine Freie Gesellschaft. Bringen Gnu/Linux
und Co uns einer neuen Gesellschaft näher?
http://www.oekonux.de/texte/neuegesellschaft/index.html
Nuss,
Sabine (2002): Download ist Diebstahl? Eigentum in einer digitalen Welt, in: PROKLA
126 (März 2002).
Winzerling,
Werner (2002): Linux und Freie Software: Eine Entmystifizierung, in PROKLA
126 (März 2002).
* Die folgende Text ist die gekürzte Fassung eines
Vortrags, den wir bei der ersten Ökonoux Konferenz in Dortmund 28.-30. April
2001 gehalten haben.
[1] In den „Enclosures“ (Einhegungen) des früheren
Gemeindelandes, die einerseits Produktionsmittel zu Privateigentum machten und
andererseits die früheren Nutzer dieser Produktionsmittel zu „freien“
Arbeitern, denen nichts anderes übrig blieb als ihre Arbeitskraft zu verkaufen,
sah Marx den zentralen Prozeß der „ursprünglichen Akkumulation“ in England, der
Geburtsstätte des modernen Kapitalismus.
[2] Der Quellcode ist in einer menschenlesbaren Sprache
geschrieben. Dieser Code muss erst von einem „Compiler“ übersetzt werden, damit
der Computer ihn versteht. Der Quellcode ist nach der Übersetzung für den
Ablauf des Programms nicht mehr notwendig, man kann ihn weglassen. Eine
Rückübersetzung von einem maschinenlesbaren in einen menschenlesbaren Code ist
dann aber wieder nahezu unmöglich, man braucht den Quellcode, wenn man etwas am
Programm ändern will.
[3] Die Lizenz gewährt die freie Benutzung des
Programms, Kopien des Programms zu erstellen und zu verbreiten, das Programm zu
modifizieren und modifizierte Versionen zu verteilen. Die GNU GPL schreibt vor,
dass der Quellcode frei, jederzeit verfügbar sein und bleiben muß, dass die
Lizenz eines GPL-Programms nicht geändert werden darf und dass ein GPL-Programm
nicht Teil nicht-freier Software werden darf. Sie verbietet es, GPL-Programme
in proprietäre Software zu überführen.
[4] Anwender von freier Software sind
z.B. Lehmanns Buchhandlung, die tageszeitung, Babcock-BSH, Individual Network.
Mit Freier Software verbundene Dienstleistungen verkaufen Firmen wie SuSE, Lunetix,
innominate, New Technologies Management GmbH (vgl. Grassmuck 2000).